Produktionsplanung – Warum es komplexer ist, als Sie denken!

Produktionsplanung – Warum es komplexer ist, als Sie denken!

Planen Sie Ihren Tag? Oder doch eher dem Zufall überlassen?

Jeden Tag treffen Sie unzählige Entscheidungen, die eine durchdachte Planung erfordern. Doch was bedeutet Planung genau? Und warum stellt die Produktionsplanung eine der anspruchsvollsten Disziplinen in Unternehmen dar? In diesem Artikel erfahren Sie, warum eine strukturierte Planung essenziell ist und wie Unternehmen mit unerwarteten Herausforderungen umgehen.

 

Was bedeutet Planung?

Planung begegnet uns überall – sei es im privaten oder beruflichen Kontext. Ohne eine strukturierte Vorgehensweise würden Abläufe chaotisch verlaufen und gesetzte Ziele außer Reichweite bleiben.

Grundsätzlich beschreibt Planung den gedanklichen Vorgriff auf zukünftige Abläufe, um eine effiziente Umsetzung zu gewährleisten (Wöhe, 2013). Sie hilft dabei, Ressourcen optimal zu nutzen, Zeit zu sparen und unvorhergesehene Störungen zu minimieren. Dabei umfasst jede Planung mehrere Kernaspekte:

  • Zielsetzung: Was soll erreicht werden? Ohne eine klare Zieldefinition bleibt jede Planung orientierungslos.
  • Ressourcenzuweisung: Welche Mittel stehen zur Verfügung? Dazu zählen Zeit, Geld, Materialien und Personal.
  • Ablaufgestaltung: Welche Reihenfolge ist am effizientesten? Strukturierte Abläufe verhindern Engpässe und Verzögerungen.
  • Risikobetrachtung: Welche Störungen können auftreten und wie kann darauf reagiert werden? Eine realistische Planung berücksichtigt Alternativen und Notfallstrategien.
Planung im Alltag – ein praktisches Beispiel

Stellen Sie sich einen typischen Morgen vor:

  • 07:00 Uhr: Aufstehen
  • 07:15 Uhr: Morgentoilette
  • 07:30 Uhr: Frühstück und erster Kaffee
  • 07:40 Uhr: Fahrt zur Arbeit
  • 08:00 Uhr: Ankunft im Büro
  • 08:15 Uhr: Erster Termin

Solange alles reibungslos läuft, funktioniert dieser Plan problemlos. Doch was passiert, wenn das Auto nicht anspringt? Mögliche Alternativen könnten sein:

  • Sie rufen ein Taxi und verschieben Ihren Termin.
  • Sie nutzen öffentliche Verkehrsmittel und kommen mit leichter Verspätung an.
  • Sie arbeiten aus dem Homeoffice, sofern dies möglich ist.
Hier zeigt sich: Planung bedeutet nicht nur Struktur, sondern auch Flexibilität. Denn ohne Spielraum für Anpassungen verliert selbst der beste Plan an Wert.

Was ist Produktionsplanung?

In der Produktion ist die Planung deutlich komplexer als in anderen Bereichen. Unternehmen müssen eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigen, um eine effiziente, wirtschaftliche und reaktionsfähige Fertigung sicherzustellen. Während Verzögerungen im Alltag oft überschaubar bleiben, können Fehler in der Produktionsplanung gravierende Folgen haben: finanzielle Einbußen, Stillstandzeiten oder verpasste Lieferfristen. Präzise Abstimmungen und eine vorausschauende Planung sind daher unerlässlich.

Ziele der Produktionsplanung

Die Produktionsplanung verfolgt das Ziel, den Produktionsprozess so zu gestalten, dass betriebswirtschaftliche und kundenorientierte Anforderungen optimal erfüllt werden. Dabei orientiert sich die Planung an folgenden Kernzielen:

  • Hohe Kapazitätsauslastung: Eine möglichst effiziente Nutzung von Maschinen und Personal reduziert Leerkosten und verbessert die Produktivität.
  • Minimierung der Kapitalbindung: Eine optimierte Produktionsplanung hält Lagerbestände und gebundenes Kapital möglichst gering, um die Liquidität des Unternehmens zu steigern.
  • Geringe Beschaffungskosten: Durch eine vorausschauende Materialplanung lassen sich günstige Einkaufsbedingungen nutzen und unnötige Bestellvorgänge vermeiden.
  • Maximale Termintreue und Lieferbereitschaft: Kundenaufträge müssen zuverlässig erfüllt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Vertragsstrafen zu vermeiden

Diese Ziele stehen oft in einem Spannungsverhältnis zueinander. So führt eine hohe Lagerhaltung zwar zu besserer Lieferfähigkeit, erhöht aber die Kapitalbindung. Eine ausgewogene Produktionsplanung muss daher diese konkurrierenden Ziele sorgfältig abwägen.

Zentrale Aufgaben der Produktionsplanung

Die Produktionsplanung hat die Aufgabe, alle Prozesse in der Fertigung so zu koordinieren, dass Ressourcen optimal genutzt und Kundenanforderungen zuverlässig erfüllt werden. Dabei muss sie zahlreiche Abhängigkeiten und Zielkonflikte berücksichtigen – von Kapazitätsengpässen über Materialverfügbarkeit bis hin zu unerwarteten Störungen. Um einen reibungslosen Produktionsablauf sicherzustellen, umfasst die Produktionsplanung mehrere aufeinander abgestimmte Teilbereiche:

  • Produktionsprogrammplanung: Welche Produkte sollen wann und in welchen Mengen gefertigt werden? Hier wird festgelegt, wie das Produktionsprogramm mit der strategischen Unternehmensplanung abgestimmt wird.
  • Kapazitäts- und Materialbedarfsplanung: Sind ausreichend Maschinen, Arbeitskräfte und Materialien verfügbar? Engpässe in einem dieser Bereiche können den gesamten Fertigungsprozess verzögern.
  • Termin- und Reihenfolgeplanung: Welche Fertigungsschritte müssen in welcher Reihenfolge durchgeführt werden, um Wartezeiten zu minimieren und eine optimale Maschinenauslastung zu gewährleisten?
  • Auftragsfreigabe: Produktionsaufträge werden so in die Fertigung übergeben, dass es weder zu Überlastungen noch zu ineffizienten Leerzeiten kommt.
  • Produktionssteuerung und -überwachung: Während der laufenden Fertigung müssen Fortschritte kontinuierlich beobachtet werden. Unvorhergesehene Störungen – wie Maschinenausfälle oder Materialengpässe – erfordern schnelle Anpassungen.
Die Theorie einer gut geplanten Produktion klingt einfach, doch die Praxis zeigt, dass unerwartete Einflüsse jederzeit auftreten können. Ein Produktionsplan muss daher nicht nur effizient, sondern auch flexibel und robust sein. Ob Effizienz oder Robustheit wichtiger ist in einem optimalen Produktionsplan haben wir hier bereits geklärt. Moderne ERP- und PPS-Systeme ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung der Prozesse und helfen dabei, Engpässe frühzeitig zu erkennen (Kellner et al., 2020).
 
Durch den Einsatz von KI-gestützten Algorithmen können alternative Planungen simuliert und Ressourcen dynamisch neu zugewiesen werden. So wird die Produktionsplanung zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für eine wettbewerbsfähige und widerstandsfähige Fertigung.
 

Warum ist Produktionsplanung so komplex?

Die Produktionsplanung ist weit mehr als nur das Festlegen von Abläufen und Terminen. Sie ist eine hochdynamische Aufgabe, die durch zahlreiche Faktoren erschwert wird. Ein kleiner Fehler – sei es eine fehlerhafte Materialbestellung, ein ungeplanter Maschinenausfall oder eine ungleichmäßige Arbeitsverteilung – kann weitreichende Folgen haben. Doch warum ist die Produktionsplanung eigentlich so komplex? Fünf zentrale Gründe machen die Planung zu einer Herausforderung (Kellner et al., 2020):

1. Vielzahl an Planungsobjekten

Bei jeder Planungsentscheidung müssen unzählige Elemente berücksichtigt werden: Rohstoffe, Halbfertig- und Endprodukte, Maschinenkapazitäten, Personaleinsatz und Transportwege. In modernen Produktionsumgebungen, insbesondere in der Variantenfertigung, können tausende Einzelteile in unterschiedlichen Stadien der Produktion vorhanden sein. Jede Entscheidung beeinflusst das gesamte System und kann sich auf nachgelagerte Prozesse auswirken.

2. Komplexe Interdependenzen zwischen Planungsentscheidungen

Produktionsentscheidungen sind nicht isoliert zu betrachten. Beispielsweise beeinflusst das gewählte Produktionsprogramm nicht nur die Kapazitätsauslastung der Maschinen, sondern auch die Höhe der Lagerbestände und die Losgrößenentscheidungen anderer Bauteile. Jede Änderung an einer Stelle kann weitreichende Auswirkungen auf andere Bereiche haben – oft über mehrere Fertigungsstufen hinweg.

3. Zwang zur ständigen Abstimmung von Kapazitätsangebot und -nachfrage

Die Produktionsplanung muss kontinuierlich prüfen, ob die vorhandenen Kapazitäten ausreichen, um die geplante Nachfrage zu erfüllen. Eine falsche Verteilung der Arbeitslast kann zu Engpässen oder unausgelasteten Maschinen führen. Besonders kritisch wird es, wenn sich die Nachfrage kurzfristig ändert oder neue Prioritäten gesetzt werden müssen.

4. Unsicherheit der Planungsdaten

Produktionsplaner arbeiten oft mit Annahmen, die sich im Laufe der Zeit als fehlerhaft erweisen können. Marktseitige Unsicherheiten wie schwankende Kundenaufträge oder Lieferengpässe beeinflussen den gesamten Produktionsprozess. Innerhalb des Unternehmens können Personalausfälle, Maschinenstillstände oder ungenaue Durchlaufzeitprognosen für zusätzliche Herausforderungen sorgen. Da viele Produktionsentscheidungen langfristige Auswirkungen haben, kann eine ungenaue Datenlage erhebliche Planabweichungen verursachen.

5. Begrenzte Berechenbarkeit optimaler Produktionspläne

Selbst mit modernen IT-Systemen ist es kaum möglich, die „perfekte“ Produktionsplanung rechnerisch zu bestimmen. Die Vielzahl an möglichen Optionen – vom Aggregierten Produktionsplan bis hin zum Maschinenbelegungsplan – macht eine vollständige mathematische Optimierung unmöglich. Stattdessen wird oft mit Näherungsverfahren oder heuristischen Ansätzen gearbeitet, die zwar praktikable, aber nicht unbedingt optimale Lösungen liefern.

Praxisbeispiel: Metallverarbeitung – Herausforderungen einer komplexen Fertigungskette

Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, das hochwertige Maschinenbauteile herstellt. Jedes Endprodukt besteht aus Dutzenden, teils hunderten Einzelteilen, die in verschiedenen Produktionsstufen gefertigt, weiterverarbeitet und montiert werden müssen. Dabei gibt es Maschinen, die ausschließlich spezielle Teile fertigen können, während andere universell für mehrere Produktreihen genutzt werden. Hier zeigt sich die Komplexität der Planung:

  • Durchlaufzeiten minimieren: Damit alle Bauteile zur richtigen Zeit an der Montage bereitstehen, müssen Fertigungszeiten exakt abgestimmt sein. Verzögerungen in einer Teilfertigung wirken sich auf die gesamte Produktion aus.
  • Mitarbeiterqualifikation berücksichtigen: Bestimmte Produktionsschritte erfordern spezialisierte Fachkräfte. Die Schichtplanung muss gewährleisten, dass stets genügend qualifizierte Mitarbeiter verfügbar sind.
  • Materialverfügbarkeit sicherstellen: Rohstoffe und Halbfertigprodukte müssen rechtzeitig beschafft und an den passenden Fertigungsstationen bereitgestellt werden. Ein Engpass bei einem einzelnen Material kann den gesamten Ablauf verzögern.
  • Maschinenauslastung optimieren: Manche Maschinen sind universell einsetzbar, andere nur für bestimmte Bauteile geeignet. Eine effiziente Planung muss verhindern, dass Engpässe an einer hochspezialisierten Maschine die gesamte Fertigung verzögern, während andere Maschinen unausgelastet sind.
Ein unerwarteter Maschinenausfall oder eine verspätete Materiallieferung kann den gesamten Produktionsplan ins Wanken bringen. Ohne eine intelligente, dynamische Produktionsplanung drohen Verzögerungen, steigende Kosten und Unzufriedenheit bei Kunden und Mitarbeitern. Moderne Planungssysteme nutzen KI-gestützte Algorithmen, um Störungen zu erkennen und in Echtzeit Anpassungen vorzunehmen, sodass trotz unvorhergesehener Ereignisse ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann.

Fazit: Planung als Erfolgsfaktor

Ob im Alltag oder in der Produktion – eine durchdachte, robuste und effiziente Planung ist der Schlüssel zum Erfolg. Während persönliche Planungen oft flexibel angepasst werden können, müssen Unternehmen bei der Produktionsplanung zahlreiche Abhängigkeiten berücksichtigen. Die richtige Planung entscheidet über Termintreue, Kosteneffizienz und letztlich über die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.

Durch den Einsatz intelligenter Systeme lassen sich Planungsprozesse optimieren und unerwartete Ereignisse besser managen. Denn eines ist sicher: Kein Plan bleibt für immer unverändert – weder im Alltag noch in der Produktion.

Wie kommt man bitte auf die Nische Produktionsplanung?! Die Antwort finden Sie in diesem Artikel.

Quellen: Günter Wöhe (2013, S. 140) Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

Kellner, F., Lienland, B., Lukesch, M. (2020). Produktionsplanung und -steuerung (PPS). In: Produktionswirtschaft . Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61446-4_3

Schreiben Sie direkt dem Autor, wenn Sie Fragen haben an kontakt@deepsynergy.ai
Comments are closed.